Vortrag in Frankfurt am Main"Wege aus dem Repräsentationssystem: Pornografie als Objekt queerer und feministischer Neuinterpretation"
Die Debatte um Pornografie ist noch immer von Ängsten, Polarisierungen und Verallgemeinerungen geprägt. Es herrscht die Annahme, Pornografie und insbesondere der pornografische Film sei ohne Vielfalt, unterschiedslos frauenverachtend, eine reine Männerdomäne und irgendwie unbestimmt pervers. Gleichzeitig hat Pornografie eine lange Tradition als Mittel der Subversion und Kritik an bestehenden gesellschaftlichen und religiösen Systemen.
Während die Debatte vor 25 Jahren noch von der polarisierenden Frage geprägt war, ob Pornographie grundsätzlich verboten werden sollte, hat sich der Fokus heute dahingehend verlagert, Pornographie und ihre Bedeutungsproduktion differenzierter zu betrachten, anstatt sie pauschal zu verurteilen.
Diese graduelle Öffnung, die vor allem den Auseinandersetzungen sexpositiver Feministinnen (wie Ellen Willis, Gayle Rubin, oder auch Linda Williams), zu verdanken ist, sowie bestimmte technische Entwicklungen (Internet, Web 2.0) haben in den letzten Jahren dafür gesorgt, dass Pornographie verstärkt als Mittel der politischen Subversion genutzt wird. Insbesondere queere Movements und die feministische Porn – Bewegung versuchen durch Praktiken der Aneignung und Neuinterpretationen pornographischer Darstellungen, bestehende Normen und geschlechtliche Festschreibungen aufzubrechen und Pornografie für emanzipatorische Prozesse fruchtbar zu machen.
Der Vortrag fragt nach den Möglichkeiten des Ausbruchs aus kategorialen bzw. repräsentativen Systemen und lotet das Potenzial und die Grenzen von Pornographie als subversiver und emanzipatorischer Praxis aus.
Spectrale. Feministisches und Queeres Filmfestival, 27.06.2015, 15:30 UhrStudierendenhaus Bockenheim, Bockenheimer Landstraße 135, 60325 Frankfurt am Main