Vortrag bei Workshop "Weihnachtsfilme Lesen" an der Fernuni Hagen
Pornografische Parodien weihnachtlicher Besinnlichkeit
Pornografische Darstellungen bilden bestehende Machtverhältnisse ab und sind an der Setzung von Normen beteiligt. Gleichzeitig hebeln sie an diesen Normen und Machtverhältnissen und bergen emanzipatorisches Potenzial für marginalisierte Gruppen. Obgleich das pornografische Genre seine eigenen Darstellungstraditionen hervorgebracht hat, ist der sogenannte Mainstream seit jeher ein Orientierungspunkt für Themen, Erzählstrukturen und Ästhetiken. Das Fest der Besinnlichkeit ist hier keine Ausnahme.
Erotische bis pornografische Ikonografien mit Weihnachtsthema finden sich von Playboy bis Pornhub und sind so alt wie das Genre selbst. Die Adaptionen reichen von expliziten Interpretationen von Verfilmungen des Dickens Klassikers „A Christmas Carol“ bis zu thematischem Abklatsch wie „Here Cumz Santa“ oder „All I want for Christmas is a Gangbang“. In ihrer hyperbolen expliziten Ausdrucksweise erscheinen sie als (mal mehr, mal weniger) subversive Parodie des heteronormativen und exklusiv familienzentrierten Festes, sowie den damit verbundenen Werten. In einem kurzen Überblick und einem Filmbeispiel möchte ich auf die Bedeutungsproduktion dieser genrespezifischen Auseinandersetzung mit dem Weihnachtsfilm eingehen und dessen emanzipatorisches Potenzial diskutieren.